Zwischen Anerkennung und Absprechung: Zur Zeitdiagnose ADHS - Erfahrungsaustausch mit Apéro
Beschreibung
Wir laden ein zu einem ADHS-reichen Apéro - Einem Erfahrungsaustausch über eine Diagnose, die derzeit viele zu beschäftigen scheint.
Zwischen Anerkennung und Absprechung: Zur Zeitdiagnose ADHS
In den sozialen Medien, in kulturellen Foren, in den Schulen und in den Praxen ist die Präsenz von ADHS nicht mehr zu übersehen. Statistisch nachgewiesen steigt die Anzahl der Menschen, denen ein ADHS diagnostiziert wird (sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen). In der Praxis wird man vermehrt mit dem Wunsch der Patient:innen und Klient:innen nach entsprechenden Abklärungen konfrontiert. Demnach stellt sich die Frage nach den Gründen für diese Entwicklung. Wie könnte der Wunsch nach solch einer (Ver-/Er-) Klärung verstanden werden? Was wiederum löst das Einfordern dieser Diagnose bei den behandelnden Therapeut:innen aus? Was sind die Hintergründe einer ADHS-Erkrankung und wie lässt sich die Häufung erklären?
Das Paradigma einer schicksalhaft anmutenden, genetischen Veranlagung kann hier nicht zufriedenstellen, aber der Umgang damit kann der Ausgangspunkt eines szenischen Verstehens des ADHS’ sein. Es gibt Haltungen, die sich mit einem rein biologischen Verständnis identifizieren und ADHS als medikamentös «lösbar» begreifen. Auf der anderen Seite gibt es auch Stimmen, die die Existenz von ADHS komplett leugnen. Beide Extrempositionen stehen einer psychoanalytisch-verstehenden Haltung im Wege. Entsprechend wollen wir den Versuch wagen, differenziertere und integrativere Betrachtungen anzustossen; ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die sich vielmehr ergänzen statt ausschliessen. Wir schlagen vor, dieses dichotome Denken als Gegenübertragungsreaktion im Sinne einer Abwehr anzusehen und laden ein, diese näher zu analysieren. Weiter interessiert uns, was sich in der therapeutischen Dyade ereignet. Auf Seiten der Patient*innen mit ADHS fallen stark ausgeprägte Schuld- und Insuffizienzgefühle auf. Als Therapeut:innen bekommen wir es mit körpernahen, kaum symbolisierten und schnell wechselnden Affekten hoher Intensität zu tun. Diese beispielhaft gemeinten Beschreibungen machen uns neugierig auf andere Erfahrungen und deren Deutung.
Wir laden zu einem offenen Diskurs ein, einen Erfahrungsaustausch, mit dem Versuch etwas zusammenzubringen, was sich offenbar oftmals spaltet.
Es wird eine Kollekte geben.
Michael Niebler und Maya Basman