Vortragszyklus - Thesen zur Funktion der Ethnopsychoanalyse als Echo-Kammer des institutionellen Selbstverständnisses des PSZ
- Kursdatum
- 01.12.2023 20:30 - 22:00
- Ort
- PSZ
- Semester
- Wintersemester 2023/24
- Referent:in
- Markus Weilenmann, Andreas Sidler
Beschreibung
Für die Herausbildung der institutionellen Identität des Psychoanalytischen Seminars Zürich blieben die berühmten ethnopsychoanalytischen Forschungsarbeiten der Parins und Morgenthaler selbstverständlich nicht folgenlos. Dies schon allein wegen ihrer Persönlichkeiten, den zahlreichen Verknüpfungen und Verstrickungen zwischen ihnen als Gründer des PSZ und den nachfolgenden Generationen, sowie aufgrund des internationalen Echos dieser Arbeiten.
Ein sehr typisches Merkmal der institutionellen Identität des PSZ bilden die zahlreichen Machtabwehrdispositive, die zum Kern unseres Leitbildes zählen. Bis heute prägen sie auch massgeblich unsere Beziehung zum bürokratischen Verwaltungsstaat. In unserer Veranstaltung interessieren wir uns daher für die Frage, welche Vorstellungen von Recht und Staat in den ethnopsychoanalytischen Schriften eingelagert sind, auf welche Beobachtungen, Erlebnisse und Forschungskontexte sie sich beziehen und welchen Einfluss sie auf die Art haben, wie die Forscher Rolle und Funktion einer gesellschafts- und institutionskritischen Psychoanalyse interpretieren.
Literatur
Morgenthaler, F. Weiss, F. und M. Morgenthaler (1984). Gespräche am sterbenden Fluss. Ethnopsychoanalyse bei den Iatmul in Papua-Neuguinea, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag.
Parin, P., Parin-Matthèy, G. und F. Morgenthaler (1963). Die Weissen denken zu viel. Psychoanalytische Untersuchungen bei den Dogon in Westafrika, Zürich: Atlantis.
Parin, P., Parin-Matthèy, G. und F. Morgenthaler (1971) Fürchte Deinen Nächsten wie Dich selbst. Psychoanalyse und Gesellschaft am Modell der Agni in Westafrika, Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Parin, P. (1978). Der Widerspruch im Subjekt, Frankfurt am Main: Syndikat.
Parin, P. (1990). Noch ein Leben. Eine Erzählung. Zwei Versuche, Freiburg i.Br.: Kore.
Weilenmann, M. (2022). Kontinuität im Wandel: Das Psychoanalytische Seminar Zürich im Schatten des Leviathan. Eine rechtsethnologische Institutionsanalyse. Ungefragtes Gutachten zuhanden der Seminarleitung des PSZ, Kap. 4 u 5.
Zu den Referenten
Markus Weilenmann, PhD, Rechtsanthropologe (zusätzlich Ausbildung in Psychoanalyse am PSZ); Leiter des «Büro für Konfliktforschung in Entwicklungsländern». Diverse Publikationen zu Konfliktforschung und Entwicklungsverwaltungsrecht. Zuletzt 2023 «Psychoanalyse unter Druck: Verwaltung von Gesundheit» in: Journal für Psychoanalyse 64, 2023, S. 93-110.
Andreas Sidler, dipl. Soz.-päd., dipl. Psych. FH, Psychoanalytischer Psychotherapeut und Psychoanalytiker, seit 1984 Weiterbildung am PSZ, 1988-93 Weiterbildung in ‘grupo operativo’, langjährige klinische Tätigkeit in einer Psychiatrischen Klinik und seit 1995 in eigener Praxis. Von 1997-99 Mitglied der Seminarleitung, von 1999-01 Mitglied der Ressortgruppe Ausbildung/Programm, von 2013-21 Mitglied der Weiterbildungskommission