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Schwerpunkt

Der Körper als Resonanzorgan und als Symbol bei Menschen mit Essstörungen

Essstörungen sind scheinbar Störungen des Essverhaltens, im Wesentlichen sind sie aber schwere Beziehungsstörungen, die durch einen entfrem­deten Selbst- ­ und Fremdbezug gekennzeichnet sind. Als Katalysator wirkt der Zeit­geist durch die visuelle Hirnwäsche der aktuellen medialen Welt, die übermässige Schlankheit bis zum Untergewicht idealisiert, das gesunde Normalgewicht hingegen als Übergewicht stigmatisiert. Diese verzerrte visuelle Körper-­Normalität verunsichert insbesondere Jugendliche bei der Entwicklung einer sicheren psychosozialen Identität und erhöht die Vulnerabilität für Essstörungen. Je nach Motivations-Phase wird die Erkrankung und die Therapiemotivation ganz verschieden erlebt und bewegt sich von “Precontemplation” zur “Action”. Das zentrale und häufigste Hintergrund­-Thema bei Menschen mit Essstörungen ist der Konflikt «Abhängigkeit versus Autonomie». Die Betroffenen streben mit jeder Faser ihres Wesens nach Unabhängigkeit und Autono­mie, da das Erleben von Abhängigkeit und Fremdbestimmung ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstintegrität massiv bedrohen, und sie fürchten sich gleichzeitig vor Selb ständigkeit, da sie Geborgenheit, Zugehörigkeit und Liebe brauchen. Die her ­beigesehnte Autonomie verbinden sie mit Einsamkeit und Unverbundenheit. Zum vertiefteren Verständnis dieser Konstellation hilft das entwicklungspsychologische Modell von Margaret Mahler, insbesondere die Loslösungs- ­ und Individuationsphase mit der Differenzierungs- ­, Übungs-­ und Wiederannäherungszeit. Bei der Behandlung von essgestörten Menschen bewährt sich insbesondere ein eklektischer psychothera­peutischer Ansatz, auf der Basis eines psychodynamischen Verständnisses psychischer Abläufe, kombiniert mit edukativen Techniken, Elementen der kognitiv-behavioralen Therapie und des katathymen Bilderleben (KIP) nach Karl Leuner. Dies wird an einem Fallbeispiel dargestellt.