Das optimierte, digitalisierte und identitätsflexible Selbst – Von modernen Herausforderungen und psychoanalytischen Möglichkeitsräumen
In der Moderne hat sich ein Selbst herausgebildet, in welchem sich das Bestreben nach Optimierung über digitale Möglichkeits- und Vergleichsräume mit einer steten Identitätsarbeit verbindet. Das moderne Selbst ist optimiert, digitalisiert und (identitäts-) flexibel. Es scheint dabei zunehmend verunsichert und überfordert durch unerreichbare Ideale der neoliberalen Marktlogik und durch die hohe Komplexität der globalisierten, beschleunigten und sich ständig verändernden Welt mit ihren Krisen und Konflikten.
Die Psychoanalyse bietet durch ihre Beleuchtungs- und Integrationsfähigkeit Potentiale, um die Aufgaben, Herausforderungen und Gefahren der Moderne zu erkunden und zu verstehen. Dazu darf sie sich aber nicht der kritischen Auseinandersetzung mit sich selbst verschliessen und muss eigene gesellschaftspolitische Verschränkungen reflektieren.
Die persönlichen Erfahrungen der Autorin während einer Veranstaltung der Group Analytic Society International (GASI) im Sommer 2022 dienen der einleiten den Heranführung an das Thema. Im Weiteren werden – unter Bezugnahme auf das Beispiel des Umgangs mit der Corona-Pandemie – zentrale Fragmente und Herausforderungen des modernen Selbst näher beleuchtet. Abschliessend wird dargestellt, wie sich durch Reflexion und psychodynamische Betrachtungen Möglichkeitsräume eröffnen, die den Herausforderungen und Gefahren, mit denen sich das moderne Selbst konfrontiert sieht, etwas entgegenhalten können.