Psychoanalytisch-sozialpsychologische Überlegungen zur Freudschen Massenpsychologie und zum Antifeminismus in der «Neuen» Rechten
In Freuds Massenpsychologie nimmt – anschließend an Le Bon – die Idee, dass der_die Einzelne in der Masse «enthemmt» werde, eine zentrale Rol le ein. In diesem Beitrag wird dieser Figur genauer nachgegangen. Anhand einerseits des Nationalismus/Rassismus, andererseits des Antifeminismus der ‹Neuen› Rechten soll gezeigt werden, dass in sozialen Krisensituationen stark werdende «lärmende» Massenbewegungen stets an «stumme» Massenprozesse andocken, die in vorherrschende Sozialisationsprozesse eingelagert sind. Das enthemmende Moment der Massenbewegungen muss im Zusammenhang mit diesen gesellschaftlich hergestellten Dispositionen heraus verstanden werden können. Der Beitrag spürt der Entstehung von «Nationalgefühlen» ebenso nach wie der Entstehung einer männlichen Geschlechtsidentität unter Bedingungen männlicher Vorherrschaft und zeigt, dass in beide schon paranoide Wahrnehmungsstrukturen eingeschrieben sind, deren destruktives Potenzial sich in der «lärmenden» Massen bewegung entladen kann. Der aktuell grassierende Antifeminismus oder Antigenderismus wird als aus dieser Disposition heraus entstehende, aggressive Reaktion auf gesellschaftliche Transformationsprozesse gelesen, welche bestehende Formen männlicher Vorherrschaft ins Wanken zu bringen drohen.