Literaturhinweise
Forum Literaturhinweise Bauleo, A. (2013). Ideologie, Familie und Gruppe. Herausgegeben von Th. von Salis. Berlin: LIT. Die 1988 im Argument Verlag erschienenen Texte von Armando Bauleo, die Regula Schiess damals in Zusammenarbeit mit dem Autor übersetzt hatte, sind neu im LIT Verlag herausgegeben worden. Leicht überarbeitet, entspricht der heutige Band inhaltlich ziemlich genau dem Vorgänger, das heisst, er enthält vornehmlich jene Arbeiten, anhand derer Analytiker und Berufsleute aus dem Sozialbereich in Zürich über Jahre die Methode des Grupo operativo erlernt haben. Wie der Herausgeber des Bandes, Thomas von Salis, in der Einleitung schreibt, drängte sich die Neu-Edition auf, weil man die vergriffenen Schriften wieder zugänglich machen wollte. Dass das Interesse an der ungewöhnlichen Ausbildung ungebro- chen weitergeht, ist der Bewegung nach dem Verlust ihres charismatischen Leaders zu wünschen. ( Vera Saller) Frenzel, G. & Fäh, M. (Hrsg.) (2013). Cinépassion Reloaded: Eine psycho- analytische Filmrevue. Giessen: Psychosozial-Verlag. Im dunklen Kinosaal ist das cinéphile Publikum der Welt beweg- ter Bilder ausgesetzt. Im einzelnen Zuschauer findet eine topische Regression statt – sein Denken ist wieder mehr an Bilder als an Wortvorstellungen gebunden. Nach dem Film taucht er aus diesem quasi-entrückten Zustand auf und ist für den verborgenen, unbe- wussten Sinn der Handlung empfänglicher. So versteht er intuitiv die psychoanalytische Deutung des Films. Es eröffnet sich ein Blick in die Welt des eigentlich Psychischen, des Unbewussten. (Pressetext des Buches) Forum 158 LiteraturhinweiseIn 21 Beiträgen führt sich dieses Unbewusste jenseits der Leinwand noch einmal, diesmal jedoch anders – schriftlich vermittelt – auf. Es ist bereits die zweite Publikation des Zürcher Filmprojekts Cinépassion, das sich nebst Filmklassikern auch unbekannteren Kostbarkeiten der Leinwandwelt widmet. Die psychoanaly - tischen Filmkommentare versuchen, das Auge des ehemaligen Zuschauers und Zuhörers, jetzigen Lesers, auf Mechanismen und Phänomene des Unbewussten zu lenken. Sie tun dies, indem biografische Fakten des Regisseurs, Symptom-, Kultur- und Filmtheorien mit dem Filmgeschehen in Verbindung gebracht werden. «Cinépassion Reloaded» kann kapitelweise und ohne Rücksicht auf die gewählte Reihenfolge gelesen werden, wodurch das Buch auch für Lesefaule und viel Beschäftige attraktiv ist und dem Schicksal eines Schinkens auf der nie kleiner werdenden «Noch-zu-Lesen-Liste» entkommen kann. Die Lektüre ist spannend und kurzweilig, regt auch zum Nachdenken an, hinterlässt aber ab und an den Eindruck, dass theoretisch wenig bewanderte Leserinnen und Leser nicht die ganze Fülle der Kommentare ausschöpfen können. Allem voran gehört sowohl die Buchpublikation als auch das Projekt Cinépassion für folgende zwei Leistungen gewürdigt: 1. Ein von vielen Analytikern gehegter Wunsch wird erfüllt: Den kulturel- len Raum mit psychoanalytischem Gedankengut zu bewohnen (anstatt Letzteres gänzlich nicht praktizierenden Analytikern zu überlassen). 2. Es wird gezeigt, dass Vertreterinnen und Vertreter verschiedener psycho- analytischer Schulen und Institute trotz unterschiedlicher berufspolitscher Haltungen und divergierendem technischen Verständnis im Dienste der Psychoanalyse als Kulturgut nebeneinander und gemeinsam auftreten können! Die Publikation enthält Beiträge von Hans Peter Bernet, Johannes Binotto, Dominique Bondy-Borbély, Karin Dreiding, Markus Fäh, Yvonne Frenzel Ganz, Rolf Hächler, Andrea Kager, Alexander Moser, Wolfgang Roell, Wiebke Rüegg- Kulenkampff, Vera Saller und Mirna Würgler zu u. a. «Clockwork Orange», «Intimacy», «La pianiste», «Nachbeben», «Fellini Satyricon», «Babel» und «Mystic River». (Dragica Stojkovic) Journal für Psychoanalyse 55 Literaturhinweise 159 Merk, A. (Hrsg.) (2014). Cybersex: Psychoanalytische Perspektiven. Giessen: Psychosozial-Verlag. Die Publikation Cybersex widmet sich einem zentralen Thema der heu- tigen Zeit, das auch Eingang in die psychoanalytische Praxis, insbesondere der sie belebenden Narrative, gefunden hat. Das Buch leistet nun einen wichtigen Beitrag, indem es die psychoanalytische Theorie für die neuen Praxiserfahrungen fruchtbar macht. Grundlage der Publikation bildeten drei vom Freud-Institut Zürich organisierte Tagungen: (1) «Vom Liebhaber zum Lustmörder – Aggression und Destruktivität in der Psychoanalyse», 2010, (2) «Cybersex. Fantasie – Bild – Sexualität», 2011, (3) «Cybersex II. Virtuelle Sexualität im Internet?», 2012. Das Buch beginnt mit einer Einführung zum Phänomen Cybersex, wobei zentrale psychoanalytische Konzepte zum Zug kommen (Agatha Merk, lka Quindeau), und schreitet zur metapsychologischen Konzeptualisierung von Internetsexualität fort (Heinz Müller-Pozzi, Thomas Umbricht). Fallbesprechungen psychoanalytischer Behandlungen (Natalia Erazo, Rotraut De Clerck) u. a. mit entwicklungspsychologischem Blick (Michael Günter) sowie die Bedeutung der Sexualwissenschaft in der Forensik (Martin Dannecker, Jérôme Endrass, Astrid Rossegger, Bernd Borchard) geben dem Buch relevanten Praxisbezug. Zudem erhalten psychoanalytisch-kulturwissenschaftliche (Reimut Reiche), so wie auch literaturwissenschaftlich-philosophische Reflexionen (Michael Pfister) Raum. (Dragica Stojkovic) Forum
Forum Literaturhinweise Bauleo, A. (2013). Ideologie, Familie und Gruppe. Herausgegeben von Th. von Salis. Berlin: LIT. Die 1988 im Argument Verlag erschienenen Texte von Armando Bauleo, die Regula Schiess damals in Zusammenarbeit mit dem Autor übersetzt hatte, sind neu im LIT Verlag herausgegeben worden. Leicht überarbeitet, entspricht der heutige Band inhaltlich ziemlich genau dem Vorgänger, das heisst, er enthält vornehmlich jene Arbeiten, anhand derer Analytiker und Berufsleute aus dem Sozialbereich in Zürich über Jahre die Methode des Grupo operativo erlernt haben. Wie der Herausgeber des Bandes, Thomas von Salis, in der Einleitung schreibt, drängte sich die Neu-Edition auf, weil man die vergriffenen Schriften wieder zugänglich machen wollte. Dass das Interesse an der ungewöhnlichen Ausbildung ungebro- chen weitergeht, ist der Bewegung nach dem Verlust ihres charismatischen Leaders zu wünschen. ( Vera Saller) Frenzel, G. & Fäh, M. (Hrsg.) (2013). Cinépassion Reloaded: Eine psycho- analytische Filmrevue. Giessen: Psychosozial-Verlag. Im dunklen Kinosaal ist das cinéphile Publikum der Welt beweg- ter Bilder ausgesetzt. Im einzelnen Zuschauer findet eine topische Regression statt – sein Denken ist wieder mehr an Bilder als an Wortvorstellungen gebunden. Nach dem Film taucht er aus diesem quasi-entrückten Zustand auf und ist für den verborgenen, unbe- wussten Sinn der Handlung empfänglicher. So versteht er intuitiv die psychoanalytische Deutung des Films. Es eröffnet sich ein Blick in die Welt des eigentlich Psychischen, des Unbewussten. (Pressetext des Buches) Forum 158 LiteraturhinweiseIn 21 Beiträgen führt sich dieses Unbewusste jenseits der Leinwand noch einmal, diesmal jedoch anders – schriftlich vermittelt – auf. Es ist bereits die zweite Publikation des Zürcher Filmprojekts Cinépassion, das sich nebst Filmklassikern auch unbekannteren Kostbarkeiten der Leinwandwelt widmet. Die psychoanaly - tischen Filmkommentare versuchen, das Auge des ehemaligen Zuschauers und Zuhörers, jetzigen Lesers, auf Mechanismen und Phänomene des Unbewussten zu lenken. Sie tun dies, indem biografische Fakten des Regisseurs, Symptom-, Kultur- und Filmtheorien mit dem Filmgeschehen in Verbindung gebracht werden. «Cinépassion Reloaded» kann kapitelweise und ohne Rücksicht auf die gewählte Reihenfolge gelesen werden, wodurch das Buch auch für Lesefaule und viel Beschäftige attraktiv ist und dem Schicksal eines Schinkens auf der nie kleiner werdenden «Noch-zu-Lesen-Liste» entkommen kann. Die Lektüre ist spannend und kurzweilig, regt auch zum Nachdenken an, hinterlässt aber ab und an den Eindruck, dass theoretisch wenig bewanderte Leserinnen und Leser nicht die ganze Fülle der Kommentare ausschöpfen können. Allem voran gehört sowohl die Buchpublikation als auch das Projekt Cinépassion für folgende zwei Leistungen gewürdigt: 1. Ein von vielen Analytikern gehegter Wunsch wird erfüllt: Den kulturel- len Raum mit psychoanalytischem Gedankengut zu bewohnen (anstatt Letzteres gänzlich nicht praktizierenden Analytikern zu überlassen). 2. Es wird gezeigt, dass Vertreterinnen und Vertreter verschiedener psycho- analytischer Schulen und Institute trotz unterschiedlicher berufspolitscher Haltungen und divergierendem technischen Verständnis im Dienste der Psychoanalyse als Kulturgut nebeneinander und gemeinsam auftreten können! Die Publikation enthält Beiträge von Hans Peter Bernet, Johannes Binotto, Dominique Bondy-Borbély, Karin Dreiding, Markus Fäh, Yvonne Frenzel Ganz, Rolf Hächler, Andrea Kager, Alexander Moser, Wolfgang Roell, Wiebke Rüegg- Kulenkampff, Vera Saller und Mirna Würgler zu u. a. «Clockwork Orange», «Intimacy», «La pianiste», «Nachbeben», «Fellini Satyricon», «Babel» und «Mystic River». (Dragica Stojkovic) Journal für Psychoanalyse 55 Literaturhinweise 159 Merk, A. (Hrsg.) (2014). Cybersex: Psychoanalytische Perspektiven. Giessen: Psychosozial-Verlag. Die Publikation Cybersex widmet sich einem zentralen Thema der heu- tigen Zeit, das auch Eingang in die psychoanalytische Praxis, insbesondere der sie belebenden Narrative, gefunden hat. Das Buch leistet nun einen wichtigen Beitrag, indem es die psychoanalytische Theorie für die neuen Praxiserfahrungen fruchtbar macht. Grundlage der Publikation bildeten drei vom Freud-Institut Zürich organisierte Tagungen: (1) «Vom Liebhaber zum Lustmörder – Aggression und Destruktivität in der Psychoanalyse», 2010, (2) «Cybersex. Fantasie – Bild – Sexualität», 2011, (3) «Cybersex II. Virtuelle Sexualität im Internet?», 2012. Das Buch beginnt mit einer Einführung zum Phänomen Cybersex, wobei zentrale psychoanalytische Konzepte zum Zug kommen (Agatha Merk, lka Quindeau), und schreitet zur metapsychologischen Konzeptualisierung von Internetsexualität fort (Heinz Müller-Pozzi, Thomas Umbricht). Fallbesprechungen psychoanalytischer Behandlungen (Natalia Erazo, Rotraut De Clerck) u. a. mit entwicklungspsychologischem Blick (Michael Günter) sowie die Bedeutung der Sexualwissenschaft in der Forensik (Martin Dannecker, Jérôme Endrass, Astrid Rossegger, Bernd Borchard) geben dem Buch relevanten Praxisbezug. Zudem erhalten psychoanalytisch-kulturwissenschaftliche (Reimut Reiche), so wie auch literaturwissenschaftlich-philosophische Reflexionen (Michael Pfister) Raum. (Dragica Stojkovic) Forum