Das irreführende Freudsche Diktum vom reinen Gold der Psychoanalyse und den Legierungen der Psychotherapie hat die Psychoanalytiker immer wieder dazu bewogen, angestrengt die von ihnen idealisierte Psychoanalyse rein zu erhalten. Als Folge davon mussten diejenigen, die die Analyse in der Theorie und Praxis mit der Psychotherapie vermischt haben, sich den puristischen Vorwurf der Verwässerung bzw. Befleckung der reinen Lehre gefallen lassen. Dies ist widersinnig, denn Psychoanalyse und Therapie sind in weiten Bereichen annähernd identisch. Eben deshalb aber ist es notwendig, die tatsächlich vorhandenen, relevanten Unterschiede zu sehen, ernst zu nehmen und die richtigen Konsequenzen aus ihnen für Praxis und Lehre zu ziehen. Mit der Feststellung, es handle sich bei dieser Unterscheidung um eine falsche Alternative,drückt man sich lediglich um eine Stellungnahme. Es geht nicht darum, Unterscheidungskriterien zu definieren, wie das die IPA versucht. So etwas läuft nur darauf hinaus, durch willkürliche Herstellung von Differenzen zwei Dinge auseinanderzudividieren und künstlich die Lehre rein zu halten. Es kommt im Gegenteil darauf an, schlicht und einfach, die bestehenden Unterschiede zu sehen, also Differenzen anzuerkennen, nicht solche herzustellen. Die Anerkennung solcher Differenzen erlaubt uns, das, was wir im jeweiligen Falle tun, genauer zu situieren und gibt uns selbst und unseren Patienten die Möglichkeit zu entscheiden, in welcher Richtung die Prozesse, die wir miteinander unternehmen, gehen sollen: mehr Richtung Psychotherapie oder Richtung Psychoanalyse.