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Weiterbildung Psychoanalytische Psychotherapie: Curriculum

Akkreditierungsgruppe Psychoanalytisches Seminar Zürich
Kein Abstract vorhanden.
Weiterbildung Psychoanalytische Psychotherapie: Curriclum Akkreditierungsgruppe Psychoanalytisches Seminar Zürich (Christine Borer, Madeleine Dreyfus, Stephan Erne, Renate Hauser, Monika Leuzinger, Vreni Schärer, Mirna Würgler) Die Akkreditierungsgruppe hatte die Aufgabe, ein akkreditierungsfähiges Curricu­ lum für eine Weiterbildung zu entwickeln, das den heutigen und den erwarteten zukünftigen gesetzlichen Bestimmungen genügt, auf psychoanalytischem Denken beruht sowie gleichzeitig die modular und selbstverantwortlich ausgerichtete PSZ­Tradition bewahrt. Das Curriculum wurde an verschiedenen Teilnehmerversammlungen eingehend diskutiert und an der Teilnehmerversammlung ( TV ) vom 29.6.2007 angenommen. Die von der TV gewünschten Änderungen wurden in die hier vorliegende Fassung eingearbeitet. Dieses Papier bleibt ein «work in progress» das der zu wählenden Weiterbildungskommission als Grundlage dienen soll. Zu ihren Aufgaben wird also auch gehören, vor allem die unter dem Punkt «Inhalte» aufgeführte kursorische Darstellung auszuarbeiten und sie begrifflich zu füllen. Sie wird mit wachsendem Praxisbezug bestimmte Aspekte besser ausformulieren, Unbrauchbares wegstreichen und Notwendiges ergänzen. Der Weiterbildungslehrgang beruht auf der Theorie und Praxis der Freud’schen Psychoanalyse. Ziele Die Absolvent/innen kennen verfügen über die theoretischen Kenntnisse die epistemologischen Grundlagen, die Geschichte, die Metapsychologie und die Krankheitslehre der Psychoanalyse und sind mit den therapeutischen Techniken vertraut. Sie kennen verschiedenen psychoanalytische Richtungen und die auf ihnen basierenden Behandlungsansätze. Sie können die Indikation zu einer psy - choanalytischen Psychotherapie stellen und diese selbstständig und in eigener Verantwortung durchführen. © 2020, die Autor_innen. Dieser Artikel darf im Rahmen der „Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International“ Lizenz ( CC BY-NC-ND 4.0 ) weiter verbreitet werden. DOI 10.18754/jf p.4 8.11 Journal für Psychoanalyse 48 Weiterbildung Psychoanalytische Psychotherapie: Curriclum 149 Inhalte Die Weiterbildungen in Psychoanalytischer Psychotherapie für Erwachsene bzw. für Kinder und Jugendliche gliedern sich in die fünf Bereiche › Psychoanalytische Metapsychologie › Psychoanalytische (und psychiatrische) Krankheitslehre › Klinische Ausbildung › Theorie und Praxis spezifischer Behandlungssituationen › Gesellschafts-, Kultur- und Wissenschaftstheorie. Umfang Der Studiengang umfasst 33 Semesterkurse, d. h. mindestens 400 Lektionen, und ist in Portfolio I und Portfolio II. Jeder Teil wird mit einem Standortgespräch aufgrund eines individuell erstellten Portfolios abgeschlossen. Die Weiterbildung ist modular aufgebaut. Innerhalb der vorgegebenen Richtlinien wird sie von den Teilnehmer/iInnen aus dem jeweiligen Semesterprogramm individuell zusammengestellt. Dauer Die Kursangebote des PSZ werden so koordiniert, dass dieser Studiengang innerhalb eines Zeitrahmens von 4 – 6 Jahren durchlaufen werden kann. In diesem Zeitraum ist es möglich, sich das spezifische Wissen und Können einer/s psycho- analytischen PsychotherapeutIn anzueignen. Zielgruppe Die Weiterbildung richtet sich an Personen, die über eine Grundausbildung verfügen, die im Sinne der gesetzlichen Bestimmungen zu einer psychotherapeu- tischen Weiterbildung berechtigt sind. In der Regel ist dies ein abgeschlossenes Psychologie- oder Medizinstudium. Gewisse Kantone anerkennen das Nachholen von Psychotherapie-relevanten Fächern durch einen Masterstudiengang in Psychotherapiewissenschaften. Die Gesundheitsdirektionen der Kantone ent- scheiden zudem über die Anerkennung ausländischer Grundausbildungen. Im Kanton Zürich sind zur Zeit berechtigt: › Psychologen/innen mit › Lizentiat/Master im Hauptfach Psychologie › oder abgeschlossenem Zusatzstudium in Psychologie bei anderem Hauptfach Forum 150 Akkreditierungsgruppe PSZ › oder Fachhochschulabschluss in Psychologie und › Abschluss in Psychopathologie im Nebenfach › oder Nachweis von mindestens 400 Lektionen Psychopathologie und Klinische Psychologie. › Ärzte und Ärztinnen mit Staatsexamen in Medizin Kosten Die Kosten setzen sich zusammen aus: › Semesterpauschalen für Studierende › Kurskosten › Kosten für die Schlussbestätigung › Kosten für die eigene Analyse und die Supervision Die Studiengebühren werden von der TV festgelegt. Sie betragen aktuell … Die Kosten für die eigene Analyse wird mit den jeweiligen AnalytikerInnen vereinbart. Curriculum Informationsabend Zwei Mal jährlich findet ein Informationsabend für Interessierte statt. Der Weiterbildungsgang wird auf dem Hintergrund von Geschichte und Organisations- struktur des PSZ vorgestellt. Anmeldung Die Anmeldung erfolgt schriftlich zuhanden des Ausbildungs sekre- tariates. Sie beinhaltet: › Anmeldeformular › Nachweis der Grundausbildung Vertrag Nach der formalen Überprüfung der Anmeldung folgt ein Eintrittsgespräch mit je einem Mitglied der Weiterbildungskommission ( WBK) und der Seminarleitung. Es dient der gegenseitigen Kontaktaufnahme, der Abklärung und Information. Journal für Psychoanalyse 48 Weiterbildung Psychoanalytische Psychotherapie: Curriclum 151 Ein Weiterbildungsvertrag wird abgeschlossen, der folgende Punkte beinhaltet: › hochfrequente Analyse › Hinweis, dass eine aktive Beteiligung am PSZ erwünscht ist. › Kenntnisnahme der Standesregeln Das PSZ verpflichtet sich, die Weiterbildung im Rahmen der hier beschrie- benen Grundsätze zu gewährleisten. Die Studierenden bestätigen, dass sie die gesetzlich vorgeschriebene kli- nisch-praktische Tätigkeit (bei PsychologInnen in der Regel eine Postgraduierten- Stelle) selber planen und organisieren.( Wovon 1 Jahr für den Erhalt des Zertifikats Bedingung ist.) Es wird auch festgehalten, dass während des Studiums eine aktive Beteiligung am PSZ erwünscht ist. Teil I Teil I setzt sich zusammen aus: › Selbsterfahrung (eigene hoch frequente Analyse mit 3–4 Stunden pro Woche) › Seminaren (die geeigneten Kurse sind im Programmheft des PSZ gekenn- zeichnet bezeichnet) › Studygroups: In frei zusammengesetzten Gruppen können Themenschwerpunkte vertieft erarbeitet werden › Literaturstudium. Eine jeweils aktualisierte Liste mit Grundlagenliteratur und Literaturlisten zu den einzelnen Seminaren stehen zur Verfügung. › Vorträge › Peergruppentreffen. Ein Forum für Studierende, das einmal pro Semester stattfindet. Andere Veranstaltungen wie Teilnehmer/innenversammlungen, Forumsabende u. a. m. Teil I schliesst mit der Einreichung des Portfolio I an die WBK und einem Standortgespräch mit zwei Mitgliedern der Kommission ab. Portfolio I dokumentiert qualitative und quantitative Aspekte. › Der quantitative Teil beinhaltet eine Zusammenstellung der besuchten Seminare, Kurse, Vorträge und institutionellen Veranstaltungen. Die eigene Analyse wird belegt. Forum 152 Akkreditierungsgruppe PSZ › Der qualitative Teil besteht in der Reflexion in des persönlichen Verlaufes des ersten Teils. Teil II Voraussetzung: Für den Einstieg in den zweiten Teil muss die Möglichkeit beste- hen, unter psychoanalytischer Supervision selbst psychoanalytische Psychotherapien zu führen. Das Studium setzt sich zusammen aus › Seminaren › Studygroups › Literaturstudium › Selbsterfahrung › Führen von eigenen Behandlungen unter Supervision › Peergruppentreffen › Institutionelle Veranstaltungen › Abklärungsstelle Teil II schliesst mit der Einreichung des Portfolios II an die WBK und dem Standortgespräch II ab. Die eigene Analyse wird belegt. Das Portfolio II dokumentiert wiederum qualitative und quantitative Aspekte. Es wird dargestellt, wie Begriffe, theoretische Modelle und Konzepte mit klinischen Erfahrungen verbunden werden. Nach der formalen Überprüfung des Portfolios findet das Standortgespräch II statt. Es beinhaltet eine Rückmeldung zu den qualitativen Aspekten des Portfolios. Abschlusskolloquium Das Abschlusskolloquium dient dazu, den Studierenden die Möglichkeit zu geben, ihre fachliche Kompetenz mit einer Falldarstellung zu zeigten. Sie basiert auf einer schriftlichen Darstellung des Falles.Damit wird das eigene Theorie- und Praxisverständnis verbunden und vorgetragen. Teilnehmende sind 3–5 vom Studierenden ausgewählte erfahrene Analytiker/- innen, die auf der Liste der Lehrtherapeut/innen stehen (ausgenommen die eigenen Lehrtherapeut/innen und Supervisor/innen), sowie 2 Mitglieder der WB-Kommission. DieseLetztere sind für die Protokollierung des Abschlusskolloqiums zuständig. Weitere eingeladene Teilnehmer/innen sind erwünscht; empfohlen werden nicht mehr als 12 Personen. Journal für Psychoanalyse 48 Weiterbildung Psychoanalytische Psychotherapie: Curriclum 153 Voraussetzungen für das Abschlusskolloquium › Fortgeschrittene, d. h. mindestens 300 Stunden hoch frequente Analyse bei einem/einer Lehrtherapeut/in des PSZ › Theoriestudium (33 Kurse / mind. 400 Stunden) › Intervisionsgruppen › Supervision: wenigstens 2 längere Behandlungsverläufe (mindestens einer davon beendet), bei mind. 2 verschiedenen, vom PSZ anerkannten Supervisoren/innen. Gesamthaft mind. 250 Stunden › Standortbestimmung II und Entgegennahme des Portfolios II durch zwei Mitglieder der WBK. Zertifikat Das PSZ bestätigt, dass alle vorgegebenen Ausbildungselemente abgeschlos- sen wurden und stellt ein Zertifikat aus. Erläuterungen Das psychoanalytische Denken Die Gliederung in fünf Bereiche (siehe Absatz «Inhalte») dient der Orientierung und Strukturierung des Studiums. Das Feld der psychoanalytischen Theorie und Praxis berührt und durch- kreuzt verschiedene Wissenschaftsdisziplinen. Als Theorie des Unbewussten und seiner Produktionen hält sie sich nicht immer an die Grenze traditioneller Wissensgebiete. Das psychoanalytische Denken bewegt sich auf verschiedenen Ebenen, › der Ebene der Metapsychologie, auf der die theoretischen Konzepte sich entfalten; › der Ebene der klinischen Theorie, auf der die Theorie der Technik und die Reflexion der Interventionen sich ansiedeln; › der Ebene der Phänomenologie, auf der es darum geht, die in der analy - tischen Situation gewonnene Eindrücke und Bilder auf dem Hintergrund des theoretischen Wissens in die Sprache der Deutung zu bringen. › der Ebene der Epistemologie, auf welcher die Voraussetzungen und Bedingungen für Wahrnehmungen und Erkenntnisse thematisiert werden. In der Interdependenz dieser Ebenen zeigt sich die Unteilbarkeit psycho- analytischen Denkens und Handelns. Dies erfahrbar zu machen, ist eine wesent- Forum 154 Akkreditierungsgruppe PSZ liche Aufgabe der Weiterbildung. Das psychoanalytische Lernen beruht auf dem immer wieder neu zu vollziehenden Durchgang durch diese Erfahrung, die sich mit wachsendem theoretischem Wissen und zunehmender Praxis verändert und anreichert. Das Curriculum Ziel der Weiterbildung ist die Befähigung zur praktischen, psychotherapeu- tischen Tätigkeit. Bereits im Laufe des Weiterbildungsganges soll die Möglichkeit ergriffen werden, psychoanalytische Psychotherapien unter psychoanalytischer Supervision zu führen. Der Zeitpunkt hierfür kann nicht allgemeinverbindlich åßvorgegeben werden, da er von der persönlichen Situation des Einzelnen in Bezug auf Erfahrung, Wissen und Können abhängig ist. Dieser Zeitpunkt kann in den verschiedenen Standortgesprächen thematisiert und besprochen werden. Das heißt auch, dass die Aufteilung in Basis- und Aufbaustudium sich nicht an einem bestimmten, äußerlichen Zeitmass orientiert. Vielmehr verweist sie darauf, dass das PSZ es als wichtig erachtet, dass eine fundierte theoretische, metapsychologische Basis vorhanden sein soll wenn mit der praktischen Arbeit begonnen wird. Das Portfolio Im qualitativen Teil des Portfolios macht die Teilnehmerin, der Teilnehmer nachträglich seine Auseinandersetzung und den Prozess der Umsetzung der Weiterbildungsinhalte sichtbar, indem die Aktivitäten dokumentiert und in einen (erkenntnistheoretischen) Zusammenhang gestellt werden zur eigenen Person, den Rahmenbedingungen und der Institution. Es geht im weitesten Sinne um die Darstellung, wie psychoanalytisches Denken verstanden, konstruiert und mit Erfahrungen verknüpft wird. Im Portfolio stellt die Teilnehmerin, der Teilnehmer seine/ihre Leistungen und den Lernprozess dar. EDies kommt der psychoanalytischen Auffassung von Lernen entgegen, der eine traditionelle Leistungsbeurteilung nicht gerecht wird, weil psychoanalytische Kompetenz (Denken und Handeln) weder ein abfragbares Wissen, noch eine eindeutige Wahrheit ist. Ein/e zukünftige/r psychoanalytische/r Psychotherapeut/in soll zeigen können, wie er /sie sich im Dreieck psychoanalyti- scher Diskurs – Institution – eigene Analyse bzw. Geschichte positioniert. Die WBK nimmt das Portfolio entgegen und diskutiert es im Standortgespräch. Journal für Psychoanalyse 48 Weiterbildung Psychoanalytische Psychotherapie: Curriclum 155 Die Abklärungsstelle In der von erfahrenen Analytiker/innen geleiteten Abklärungsstelle haben die Teilnehmer/innen Gelegenheit, in einer «klinischen Peergroup» eine psychoanalytische Haltung entwickeln und aufrecht erhalten zu lernen. Dabei werden Erstgespräche mit Personen geführt, die über die Analyse- und Therapieplatzvermittlungsstelle des PSZ eine psychoanalytische Abklärung wünschen. Ebenso werden Beispiele der Teilnehmenden aus ihrer klinischen Arbeit in Institutionen besprochen und Möglichkeiten für psychoanalytische Interventionen erarbeitet, Der Fokus liegt hier auf der sich entwickelnden unbewussten Dynamik und der Konzentration auf das Beziehungsgeschehen in der Situation selbst. Schwierigkeiten, in Institutionen psychoanalytisch zu arbeiten, werden thematisiert und die Teilnehmenden erfahren Unterstützung beim Wagnis, psychoanalytisch zu denken und zu handeln. Die Falldarstellung im Abschlusskolloquium Folgende Gesichtspunkte sollen dargestellt werden: › Beschreibung der Indikationsstellung › Theoretische Überlegungen dazu › Verlauf der Behandlung: › theoretische Sichtweise › technische Gesichtspunkte › kritische Situationen › persönlicher Kommentar Forum